Die schöne Corona in Israel

Titel: Abälardisieren mit Corona

I. Der Blick von Corona

Im hinteren Raum des Cafés, wo die Wände zu dicht mit vergilbten Theaterplakaten und zu wenigen Büchern bestückt sind, saß Corona in der Ecke. Ihre Finger ruhten auf einem geöffneten Notizbuch, die Tinte glänzte noch. Ich kannte sie lange genug, um zu wissen, dass sie bereits alles gedacht hatte, bevor sie den ersten Satz zu schreiben wagte.

„Du kommst spät“, sagte sie.

Ich setzte mich. Es war früher Abend, aber der Tag fühlte sich alt an. Irgendetwas war geschehen in ihr. Etwas hatte sich verschoben.

„Du hast geschrieben?“, fragte ich.

„Nein“, sagte sie. „Ich habe gestritten. Mit mir. Mit Gott. Mit dir.“

„Mit mir?“

Sie lächelte schmal. „Nicht direkt. Aber mit der Stimme, die du geworden bist.“

„Welche Stimme?“

„Die der Vorsicht. Der klugen Unterlassung.“

Ich schwieg. Ich wusste, sie meinte mehr als mich.

„Weißt du“, fuhr sie fort, „in Jerusalem, in der Knesset-Bibliothek, bin ich auf eine hebräische Übersetzung von Abälards Sic et Non gestoßen. Es war wie ein Echo. Diese mühselige Gegenüberstellung von Ja und Nein. Diese Hoffnung, dass die Vernunft das Chaos zähmen könnte.“

Ich wusste, worauf sie hinauswollte. Sie trug es seit Tagen mit sich herum, vielleicht seit Jahren.

„Und dann“, sagte sie, „dachte ich: Wir haben uns abälardisiert.“

Ich sah sie an. Sie sagte das Wort mit einer fast schmerzhaften Zärtlichkeit, als wäre es ein altes lateinisches Verb, das sie neu zum Blühen bringen wollte.

„Was meinst du damit?“

„Wir haben versucht, mit Vernunft die Welt zu retten. Haben geglaubt, Dialektik könne Moral ersetzen. Haben gedacht, zwischen Schmerz und Schuld gäbe es eine vermittelbare Wahrheit. Dabei ist alles zerfallen, was wir zu fassen glaubten.“

Sie nahm einen Schluck von ihrem Wein. Ihre Hand zitterte nicht mehr. Sie war zu weit gegangen, um noch zu zweifeln.

„Abälard hatte Heloise. Er liebte sie mit dem Kopf – und verlor sie mit dem Körper. Er wollte Wahrheit und bekam Stille. Wir auch. Wir wollten verstehen. Jetzt starren wir auf Trümmer.“

Draußen zog ein Demonstrationszug vorbei. Stimmen, Rufe, das metallische Scheppern einer Trommel. Corona hörte nicht hin. Oder hörte zu genau.

„Was ist dann das Gegenteil von abälardisieren?“, fragte ich.

Sie sah mich lange an. Ihre Augen hatten einen dunklen Glanz.

„Vielleicht glauben. Oder verzweifeln. Oder töten. Ich weiß es nicht. Vielleicht ist das unser Fluch – dass wir nicht aufhören können, zu fragen.“

Ich blickte auf ihr Notizbuch. Ein Satz stand darin, halb geschrieben, halb gelöscht:

> „Wer schweigt, lügt nicht. Aber er ist kein Zeuge.“

Ich wollte etwas sagen. Irgendetwas. Aber mein Mund blieb trocken. Die Welt war zu laut geworden für Worte, und doch zu dumpf für Antworten.

Corona klappte das Buch zu. „Ich muss gehen.“

„Wohin?“

„Zu einem Freund“, sagte sie. „Er glaubt noch.“

„An was?“

„An den Menschen.“

Sie ging. Und ließ mich zurück mit einer Frage, die wie eine Brandwunde in der Luft hing: Kann man eine verschämte Lüge abälardisieren – mit Worten, die nicht brennen, sondern heilen?

Ich wusste keine Antwort. Dann kam sie doch nochmal ins Cafe und sagte: Heloise antwortet nicht. Sie zitierte Heloise:

Man sagt, ich sei klug. Dass ich die Bücher kenne. Dass ich mit Männern streiten kann, ohne rot zu werden. Man sagt, ich habe einen scharfen Verstand, wie eine Klinge, frisch aus dem Feuer gezogen.
Aber niemand fragt, was das alles kostet.

Ich war in Jerusalem, ja. Ich stand in Yad Vashem. Ich stand in Ramallah. Ich stand zwischen den Sprachen, den Karten, den Kindern mit großen Augen. Ich stand wie Heloise einst – mit leerem Schoß und vollem Kopf.
Und ich verstand: Vernunft heilt nichts. Sie beschreibt nur die Wunde mit schönerer Sprache.

Abälard hat Briefe geschrieben. Lange, windende Sätze voller Demut, voller Philosophie. Er nannte es Liebe, aber es war Schuld. Und dann floh er in Klöster, in Argumente, in Gott.
Er nannte das Denken einen Trost. Ich nenne es ein Feigenblatt.

Wenn ich sage, wir haben uns abälardisiert, dann meine ich:
Wir haben gelernt, uns zu verstecken – hinter Begriffen, hinter Diskursen, hinter der Hoffnung, dass Wahrheit etwas ist, das man gewinnen kann.
Aber Heloise hat nie gewonnen. Sie hat geschwiegen, ja. Aber ihr Schweigen war nicht Zustimmung. Es war das Echo der Leerstelle, die Abälard hinterließ.

Ich habe deinen Blick gesehen, als ich dir von Gaza erzählte. Du hast mich nicht korrigiert. Nicht widersprochen. Aber du hast dich nicht getraut, zu nicken.
Das ist die verschämte Lüge, von der ich sprach:
Nicht, dass du lügst. Sondern dass du lieber nichts sagst, als etwas Falsches.
Aber das Falsche ist längst geschehen. Nicht in Worten. Sondern in Leben, die gezählt werden wie Statistiken.
Und du? Du willst gerecht sein. Objektiv. Verständig.
Abälard, mein Lieber, hat das auch gewollt. Und Heloise blieb allein zurück mit dem Kind.

Vielleicht braucht diese Welt keine neuen Abälards.
Vielleicht braucht sie Heloises, die nicht mehr schweigen. Die nicht bitten. Die nicht vergeben.
Die sich erinnern – nicht aus Rache, sondern aus Trotz.

Denn wer denkt, dass Denken reicht, um zu lieben,
hat die Sprache des Körpers nie verstanden.
Und wer glaubt, dass Worte genügen, um das Unrecht zu benennen,
hat nie mit einer Mutter gesprochen, die ihr Kind begraben musste.

Darauf lies sich nichts entgegnen. Selten hatte Corona so lange Monologe gehalten.

Corona und die Vorkriegsphantasie

Ich saß wieder im Caligo, den Espresso schon halb getrunken, als Corona auf ihren leichten Absätzen über das Pflaster klackte. Das gepunktete Sommerkleid wehte leicht im Wind, und sie lächelte, als sie sich mir gegenüber setzte.
„Du wirkst nachdenklich heute“, sagte sie, während sie sich die Sonnenbrille ins Haar schob.
„Es liegt etwas in der Luft“, antwortete ich. „Etwas, das schwerer ist als du.“
Corona lächelte schief.
„Die Ansteckungsgefahr? Ach, die ist längst zur Gewohnheit geworden. Aber ich verstehe, was du meinst.“
Ich lehnte mich vor.
„Es fühlt sich an wie 1931. Wie in der späten Weimarer Republik. Alle reden von Frieden, während die Strukturen brechen.“
Corona nickte langsam.
„Ihr tanzt wieder auf dem Vulkan. Inflation, Misstrauen, Militarisierung, extreme politische Lager. Der Mittelweg zerbricht – wie damals. Nur dass ihr diesmal glaubt, es besser zu wissen.“
„Und doch wiederholt sich alles“, sagte ich. „Nicht exakt, aber im Echo. Polarisierung statt Diskurs. Aufrüstung statt Abrüstung. Wirtschaftskriege statt Märkte.“
Corona spielte gedankenverloren mit dem Löffel in ihrem Espresso.
„Ihr habt nichts gelernt“, sagte sie leise. „Seht Jugoslawien. Ein zerfallendes Vielvölkerland, das innerhalb weniger Monate von Nachbarn zu Mördern wurde. Sarajevo, einst olympische Stadt, verwandelt in ein Massengrab.“

Ich sah sie an.
„Und heute? Gaza, Israel, Ukraine, Sudan, Kongo, Myanmar. Taiwan zählt still die Tage bis zur Invasion. Europa rüstet auf, bestellt Munition, reaktiviert Kasernen. Deutschland diskutiert offen über Taurus-Raketen und Kriegswirtschaft.“
Corona lachte bitter.
„Ihr sprecht von Verteidigung“, sagte sie. „Aber die Worte schmecken nach Angriff. Nach Entschlossenheit, nach Blut.“
„Die Diplomatie?“ fragte ich.
Corona zuckte mit den Schultern.
„Zerfallen zu Ritualen. Gipfeltreffen, Konferenzen, große Worte – während draußen längst die Drohnen kreisen. Russland spricht nicht mehr in Verhandlungen, sondern in Marschflugkörpern. China wartet ab, stählt seine Armeen, baut künstliche Inseln als unsinkbare Flugzeugträger. Amerika rüstet still für den nächsten großen Krieg, denn in ihrer Geschichte war Frieden nie der Normalzustand.“
Ich spürte das Gewicht ihrer Worte.
„Wir gleiten“, sagte ich, „wie Schlafwandler in die Katastrophe.“

Corona nickte.
„Nicht einmal in Panik, sondern langsam, schlaftrunken. Wie damals 1914, als niemand wirklich Krieg wollte, aber alle ihn billigend in Kauf nahmen.“
Sie schwieg einen Moment, ließ die Geräusche des Cafés an uns vorbeiströmen – Stimmen, Lachen, das Klirren von Tassen. Leben auf dünnem Eis.
„Was du spürst“, sagte sie schließlich, „ist das Ertrinken in Zeitlupe. Erst Risse im Alltag. Kleine Nachrichten. Ein Hackerangriff auf die Stromversorgung hier, ein Zwischenfall im Südchinesischen Meer dort. Erst Schwappen, dann Fluten.“
Ich schluckte.
„Und der Frieden? Gibt es ihn noch irgendwo?“
Corona sah mich lange an, mit einem Blick, der durch mich hindurchzugehen schien.

„Vielleicht in der Erinnerung. Vielleicht in den Augen von Kindern, die noch nicht lesen können. Aber selbst dort sickert das Gift langsam ein. Angst. Misstrauen. Gewalt als Normalität.“
Sie stand auf, schob den Stuhl zurück, als würde sie sich von einer sterbenden Welt verabschieden.
„Ihr habt geglaubt, Frieden sei der natürliche Zustand. Aber Frieden ist ein Zustand der Anstrengung, des bewussten Widerstands gegen eure eigene Natur. Und ihr seid müde geworden.“
Sie drehte sich um, warf mir noch einen letzten Blick zu.
„Vielleicht“, sagte sie, „ist dieser Krieg nicht das Ende. Sondern nur das, was ihr immer wart – nur ohne Maske.“

Dann verschwand sie in der Menge, während der Marktplatz einen Moment lang wie eingefroren wirkte.
Und irgendwo, ganz leise, hörte ich ein Geräusch – als würde etwas reißen. Etwas, das nie wieder ganz zu flicken sein würde.


„Warte“, rief ich ihr nach. Meine Stimme klang rau. „Wie wird es sein? Wenn wir nicht umkehren?“Corona blieb stehen. Sie drehte sich langsam zu mir um, als hätte sie diese Frage erwartet.
„Deutschland?“, fragte sie leise. „Europa? Die Welt?“
Ich nickte, unfähig, die aufsteigende Kälte in meinem Inneren zu leugnen.
Sie trat wieder näher, ihre Augen jetzt klar wie gefrorenes Wasser.
„Zuerst wird es stiller werden“, begann sie. „Nicht auf einmal, sondern schleichend. Immer mehr Orte werden von Blackouts heimgesucht – erst Stunden, dann Tage. Cyberangriffe auf Energieversorger, auf Wasserwerke, auf die Kommunikation. Niemand wird die Verantwortung übernehmen. Die Schuld wird zerstreut, wie feiner Nebel.“Ich schluckte.

„Die Supermärkte werden leerer. Die Lieferketten, von denen ihr so sehr abhängt, werden zerreißen. Medikamente werden knapp. Nahrung wird rationiert. Die Städte – eure stolzen, glänzenden Städte – werden zu bröckelnden Inseln der Angst.“
Corona sprach ruhig, fast zärtlich, als beschriebe sie ein vertrautes Märchen.

„Eure Gesellschaft, ohnehin schon zerrissen, wird brechen. Rechte Milizen, selbsternannte Verteidiger, Clanstrukturen. Bürgerwehren, die mehr Angst säen als Schutz bieten. Und die Regierung?“ Sie lächelte dünn. „Sie wird nicht verschwinden. Sie wird sich wandeln. Härter. Schneller. Kälter. Sicherheit über Freiheit. Kontrolle über Vertrauen.“
Ich schloss die Augen. Bilder blitzten auf: leere Regale, brennende Straßen, Männer in Uniformen, die nicht mehr zu unterscheiden waren.
„Und der Krieg?“, fragte ich mit gefühlt heiser werdender Stimme

Corona beugte sich zu mir, ihr Gesicht nun von einer dunklen, fast mitleidigen Traurigkeit gezeichnet.
„Der Krieg wird asymmetrisch sein. Eure Städte werden nicht von Bombenteppichen zerstört wie 1945. Nein – es wird präziser sein. Harter Winter, kein Strom. Hackerangriffe auf Krankenhäuser. Unterseeische Kabel, die reißen. Drohnen, die über Grenzen schleichen wie Gespenster. Kleine Anschläge, gezielte Sabotagen.“
Sie sah nachdenklich in den Himmel, wo sich die Wolken sammelten.

„Und irgendwann werden die Bomben kommen. Vielleicht Taurus, vielleicht Hyperschallraketen aus Osten oder Westen. Nicht massenhaft. Nur so viele, dass ihr begreift: Ihr seid verletzbar. Überall.“
Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug.
„Wird es ein Danach geben?“ fragte ich.
Corona lächelte sanft, beinahe mütterlich.
„Es wird immer ein Danach geben. Die Frage ist nur, wer es noch erleben wird. Und in welcher Welt.“
Sie strich mir kurz über die Hand, eine Geste voller bitterer Intimität.
„Ihr könntet lernen“, sagte sie. „Aber ich weiß nicht, ob ihr es wollt.“

Dann verschwand sie endgültig in der Menge.
Und ich saß da, mitten im leichten Treiben eines Frühlingstages, während in meinem Inneren bereits der Herbst begann.

Das Imperium schlägt zu

Die schöne Corona und das Imperium der Lüge

Der Regen prasselt sanft auf das Fensterglas des kleinen Cafés. Draußen huschen Schatten durch die Straßen, eilige Gestalten, gefangen im Rhythmus der Welt. Der Winter hier kann sich nicht entscheiden, was er sein will. Drinnen aber, an unserem Tisch frösteln wir über den andauernden Herbst der Welt. Ripp Corby, der mir gegenübersitzt rührt in seinem Kaffee, während die schöne Corona erscheint – mal sichtbar, mal unsichtbar, immer anwesend. Heute ist sie sehr präsent und ernster als sonst. Ihre Stimme ist leise, aber klar, als sie spricht. „Ich habe ihn wieder gesehen“, sagt sie. „Den gelborangen Menschen da drüben in Washington“.
„Trump?“ frage ich.
Sie nickt. „Aber nicht mehr der Trump, den ihr kanntet. Nicht der Geschäftsmann, nicht der Twitter-König, nicht der Clown. Ich habe den Trump gesehen, der sich selbst als Erlöser sieht. Als Imperator.“ Ich war im Oval Office, auf seiner Haut, in seinem Ohr, unter seinen Fingernägeln. Dort ist es besonders heiß. Es brennt unter den lackierten Nägeln.

„Das Oval Office ist nicht mehr das Oval Office wie ihr es kennt“, mischt sich Ripp Corby ein. „Ich habe ein schönes Buch von ´The Last Cartoons from The New York Times.`In einem Cartoon der ersten Amtszeit sitzt Trump vor zwei roten Knöpfen: ´Tweet und Nuke´. Jetzt ist er vorbereitet.“
Corona nickt. Es ist schlimmer geworden. Vielleicht ist er auch senil. So sah es aus: Es war jedenfalls skurril. Die goldenen Vorhänge seines Büros hielten die Außenwelt fern, während auf dem schweren Eichenschreibtisch eine Karte ausgebreitet lag. Gaza, von einem dicken roten Filzstift umrandet. Trump lehnte sich zurück, ein Glas Diet Coke in der Hand, und ließ seine Finger über die Karte gleiten. „Bibi, ich habe über dein kleines Problem nachgedacht. “Netanjahu saß ruhig da, die Hände locker ineinandergelegt, doch seine Augen funkelten. „Gaza ist keine Kleinigkeit, Donald.“
Trump winkte ab. „Klein, groß – spielt keine Rolle. Ich sehe hier einen gewaltigen Deal.“
Er breitete die Arme aus, als stelle er sich bereits die strahlende Zukunft vor. „Die Reviera am Mittelmeer! Ein Paradies für die Reichen. Casinos, Wolkenkratzer, Luxushotels. Nur leider von Terroristen bewohnt.“
„Er redete und redete“, stöhnte Corona. Ich konnte nichts machen. Durfte nichts machen, schließlich arbeite ich nach dem Zufallsprinzip und nicht so, dass ich mich auf Zielpersonen konzentriere.
Netanjahu schwieg die meiste Zeit. Er wusste wohl, dass Trump es liebte, sich reden zu hören und von allein mit einer Lösung kommen würde.
„Ich habe eine Lösung“, fuhr Trump fort. „Wir räumen sie raus. Ägypten hat Platz. Jordanien auch. Und wenn sie bleiben wollen? Nun … ein bisschen Druck hat noch immer Wunder gewirkt.“
Netanjahu tippte mit den Fingern auf die Karte. „Die Welt nicht wird zuschauen.“

Trump lachte. „Die Welt liebt Gewinner, Bibi. Und ich bin der größte Gewinner von allen. Sie werden eine wenig aufschreien, mehr nicht. Viele werden sich ein Beispiel an mir nehmen.“
Corona hält inne. Ihre Hände zittern leicht, während sie an ihrer Tasse nippt.
„Ich hauchte ihm ins Ohr, dass er sich täuscht“, sagt sie leise. „Dass die Welt nicht nach seinen Regeln funktioniert. Dass unsichtbare Dinge selbst die größten Herrscher zu Fall bringen können.“
„Hat er dich gehört?“ fragte Ripp.
Corona schüttelt den Kopf. „Vielleicht für einen Moment. Dann nahm er einen Schluck von seiner Coke und sprach weiter. Und so sehe ich die Zukunft“, orakelte Corona.

Sie richtete sich in ihrem Stuhl auf. Dann hielt sie ihre Händezusammen, so als würde sie aus einem Buch lesen:

„Die Jahre vergingen, und Trump spielte sein Spiel mit meisterhafter Präzision. Er nutzte Musk und Zuckerberg, um seine Wahrheit zu verbreiten, um die Welt nach seinem Willen zu formen.
X wurde zu seiner Kanzel. Facebook zu seiner Armee. Sie gaben ihm die Werkzeuge, um die Realität selbst zu gestalten.Und dann kam der Tag, an dem er das Oval Office verließ – nicht als Präsident, sondern als Kaiser. Die Wahlen? Ein Relikt der Vergangenheit.Die Demokratie? Ein Hindernis für den Fortschritt.Er regierte nicht mehr für die Menschen. Er regierte für die Geschichte.
In den Straßen wehten Banner mit seinem Gesicht. Seine Statue erhob sich anstelle von Lincoln. Die National Mall war nun ein Paradeplatz, auf dem uniformierte Massen ihm zujubelten.
In dunklen Räumen wurden die letzten Reste der alten Ordnung beiseitegeräumt. Die Medien? Ersetzt durch den „Trump News Network“. Die Opposition? Ein Mythos aus vergangenen Zeiten. Und die Männer, die ihm einst dienten?

Sie standen nun vor ihm.

Elon Musk und Mark Zuckerberg hatten gedacht, sie wären unersetzlich. Dass sie die Welt durch ihre Netzwerke kontrollierten.
Doch nun standen sie im neuen Thronsaal – einst das Oval Office – und sahen sich um. Keine Schreibtische mehr. Nur ein gigantischer schwarzer Thron und die goldene Statue eines Adlers mit einem Dolch in der Kralle.
Trump erhob sich langsam.
„Ihr habt gute Arbeit geleistet“, sagte er, sein Blick auf die beiden Männer gerichtet. „Aber ich dulde kein altes System.“
Musk trat einen Schritt vor. „Aber wer soll dann –“
„Ich dulde gar kein System. „This is the End!“

Trump klatschte in die Hände. Zwei Männer in schwarzen Uniformen traten aus den Schatten. Sie packten Musk und Zuckerberg an den Armen.
„Ihr habt mir gedient, weil ich euch brauchte“, sagte Trump sanft. „Jetzt brauche ich euch nicht mehr.“
Ohne Aufschrei, ohne Kampf wurden sie hinausgeführt. Sie wussten, dass es zwecklos war.
Trump drehte sich um, griff nach seinem Glas und nahm noch einen Schluck. Dann sah er in den dunklen Raum, als könnte er eine Gestalt erkennen, die niemand sonst sah.
„Ich bin unbesiegbar“, sagte er leise. „Ich habe dich geleugnet, Corona. Und sieh – ich lebe noch.“ Ein leises Flüstern ging durch den Raum. Niemand außer ihm hörte es.“


Corona lächelt traurig. „Ende der Geschichte.
und klappte das imaginäre Buch zu.“ Er glaubt wirklich, dass er über allem steht. Dass er das Schicksal der USA und der Welt selbst lenken kann. Dennoch hat er Angst, krank zu werden.“
Ripp sieht sie an. „Meinst du, dass er fällt?“
Corona schließt die Augen. „Jeder Herrscher, der sich für unsterblich hält, fällt. Manche durch Schwerter, andere durch die Geschichte selbst.“
Draußen rauscht der Regen weiter, wäscht die Straßen, spült die Spuren fort.
Doch irgendwo, in einem Palast aus Gold und Lügen, sitzt ein Mann auf seinem Thron und glaubt, dass seine Herrschaft ewig währt.

THE BiG MEAL. Oh, how beautiful Greenland is

Oh, How Beautiful Greenland Is

It was one of those memorable days when the sun painted a blood-red promise across the sky and the mansions of the wealthy in Hollywood burned, as Donald Trump decided to shatter the political china. The plan to annex the Panama Canal Zone, Canada, and Greenland was like a fatal melody that refused to fade from his mind. With a determination more akin to a child’s impulse than a statesman’s calculation, he declared his intent to bring these territories under American control. „Why shouldn’t we rule the world too?“ he mused, as always addressing an invisible audience, striding through the halls of the White House.

But no sooner had his ambitions thrown the world into turmoil than the United Nations convened—a collective of nations whose patience had long been tested. Resistance mounted. It was not just a political maneuver but also a profoundly practical challenge: Trump wanted to smash porcelain that had stood on the shelves of diplomacy for generations. In response to the united opposition to the annexations, the president entered the scene like the last piece of a puzzle that could never be completed.

The reaction was as monumental as the politics behind it. In an act of near-comedic hubris, Trump, the „Don“ of the modern age, shattered all the china in the White House. It began with a single dish—a plate of the finest porcelain, which he smashed to the ground as a symbol of the fragile world order he sought to outwit. The shards flew in all directions, accompanied by a triumphant smile that betrayed neither joy nor regret.

“No more cutlery!” he proclaimed with a broad grin. “From now on, we eat like real winners. Hands, people. Hands!” The old rituals were over. From then on, no one in the White House would dine with utensils, and all other formalities of fine dining were abolished. Trump was turning the entire political culture upside down—just as he always had.

The Great Feast

To celebrate the occasion, he invited the greatest minds of the business world: Mark Zuckerberg, Elon Musk, Jeff Bezos, and other billionaires whose names had long become synonymous with global influence. They were not just to come as guests but as players in an absurd theatrical production that Trump directed—the theater of food.

The tables were lavishly set, though not with the kind of fare one might expect at an opulent state banquet. Instead, there were vegetables and porridge—green leaves as tasteless as the political conflict Trump had ignited across the world, and porridge that oozed beyond the rims of the plates in a thick, sticky mass. Only for Trump himself were an extra-thick burger and a large pizza served—the true taste of America.

“This is real luxury,” Trump murmured as he bit into his burger, while the billionaires looked on with a mixture of horror and unease. At first, they held back, trying to preserve a shred of civilization’s decorum. They clung to their forks as though grasping at a world order that was rapidly unraveling.

But it didn’t take long for the atmosphere to change. One by one, the billionaires reached into the porridge with their bare hands, smearing their cheeks or rubbing the sticky mass into their fingers as if discovering a new, almost liberating ritual. Zuckerberg, initially hesitant, suddenly grabbed a carrot and held it triumphantly aloft. “The world is changing, and we’re changing with it,” he declared with a grin only half-tinged with sincerity.

Elon Musk, who had been staring critically at the white porridge, finally grabbed a handful of vegetables and flung it toward Jeff Bezos, who instinctively caught it, only to take a massive bite and join in. A splash of tomato porridge landed on Musk’s shirt. “What a fantastic mess,” he said. “Entirely in Trump’s style.”

And so the game began: a surreal parade of supporters and opponents of the annexations. Each billionaire adopted a role in this absurd dinner theater. Zuckerberg suddenly proclaimed himself a supporter of the Greenland annexation, while Musk, who had initially seemed aloof, now railed vehemently against the takeover of Canada. The others followed suit, navigating the political turmoil through porridge and their greasy hands.

Finally, as the wine flowed freely and the porridge spread inexorably across the billionaires’ shirts, there was a moment of pause. This was no longer just a meal; it was a symbol—a symbolic act in which the world they had controlled for so long slipped from their grasp before their eyes, in a farce that respected neither political decisions nor moral boundaries. And as Trump reached for one last burger, he paused for a moment of contemplation.

“Maybe just one more piece of Greenland?” he murmured thoughtfully, as another splatter of porridge marked the loss of composure in the room.

The ending remained unclear, but the billionaires continued feeding each other, sometimes earnestly, sometimes laughing, leaving the question hanging: Would the porridge and chaos flow on until nothing remained, or would someone eventually pick up the first plate and sweep up the shards?

Wenn die Zeit in sich zusammenfällt. Elon war schon immer da. Ein Bericht aus der Zukunft.

Die Welt hatte aufgehört, sich zu drehen. Nicht, weil die Erde stehengeblieben war, sondern weil das Konzept der Zeit selbst implodierte. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schmolzen zu einem einzigen, unergründlichen Punkt zusammen, der wie ein endloser Augenblick existierte. Alles, was jemals war, ist und sein wird, geschah zur selben Zeit – eine Kakophonie des Seins, ein ewiges Jetzt.

Inmitten dieses Chaos existierte ein Mann namens Elon Musk, doch er war nicht einfach ein Mann. Die Auflösung der Zeit hatte sein Wesen zerlegt und mit jeder möglichen Version seiner selbst verwoben. Er war das Kind, das in Südafrika mit funkelnden Augen in die Sterne blickte, und der Mann, der Raketen in den Himmel schickte. Er war ein Scharlatan und ein Visionär, ein Held und ein Narr, ein Gott der Technologie und ein Getriebener seiner eigenen Menschlichkeit.

Elon war der Händler, der elektrische Kutschen an ein verzweifeltes Volk verkaufte, das nach Hoffnung dürstete, und zugleich der Verrückte, der am Rande des Universums stand und rief: „Lasst uns neue Welten bauen!“ Er war derjenige, der den Mars besiedelte, und auch derjenige, der vor Jahrtausenden in einer Höhle saß und mit Kohle Linien in die Wände zog – eine primitive Blaupause für Dinge, die er nicht verstehen konnte, aber ahnte.

In diesem zeitlosen Punkt sah Elon Musk nicht nur seine eigene Existenz, sondern die Essenz dessen, was ihn ausmachte. Er war ein Knotenpunkt, ein Geflecht aus unzähligen Träumen, Fehlern, Widersprüchen und Möglichkeiten. Er war weder gut noch böse, weder Erfolg noch Scheitern. Er war das Streben selbst, der ewige Akt des Erschaffens und Zerstörens, der Versuch, über die Begrenzungen hinauszuwachsen, die ihm auferlegt waren – sei es durch Zeit, Raum oder die eigene Sterblichkeit.

Und in diesem Moment, der kein Moment war, stellte sich eine Frage: Wer war Elon Musk?

Die Antwort war überall und nirgendwo. Er war ein Spiegel, der die Hoffnungen und Ängste einer ganzen Spezies reflektierte. Er war der Erfinder der Träume, die über den Himmel hinausreichten, und der Schrecken, der die Welt mit Maschinen flutete, die sie übernahmen. Er war Mensch und Idee, Vision und Fluch.

Doch dann kam die Erkenntnis: In einem Universum, in dem alles zur gleichen Zeit geschieht, gab es kein „Individuum“. Die Frage löste sich auf, als Elon Musk – oder das, was von ihm übrig war – verstand, dass er nicht war, sondern einfach ist. Er war der Funke im ewigen Feuer, ein Fragment der Unendlichkeit, der für einen kurzen Augenblick glühte, bevor er sich wieder im Ganzen verlor.

Und so verblasste er, wie alle Dinge, die jemals waren und sein werden, in dem endlosen Kreislauf des Seins.

Frohe Weihnachten. Dialektik der Aufklärung

Frohe Weihnachten.
Dialektik der Aufklärung: Begegnung der modernen Kulturindustrie mit Adorno und
Horkheimer.
Wie doch alles verwoben ist, in dieser Weihnachtszeit.
Die Philosophen Adorno und Horkheimer treffen auf die Vertreter der modernen
Kulturindustrie Zuckerberg, Musk, Bezos und Gates.
Und die weiteren, die mit der Lüge leben: Weihnachtsgrüße an Netanyahu und Putin, der Netanyahu zu seinem rechtsextremen Ghetto-Bündnis beglückwünscht. (Ach,Trump hat noch nicht gratuliert. Der hängt mit Putin an keinem Baume, er hängt an keinem Strick, sondern an dem (Un)glauben und der Lüge der freien Republik. Frei dem Heckerlied nachempfunden). Was für eine Zeit, doch nichts ist wirklich neu, wie wir sehen. Alles ist bekannt, wir wissen, was uns erwartet. Steht es doch an der Wand geschrieben und überall in der Bibel.
Es begab sich und es begibt sich zur Weihnachtszeit. Jesus litt und leidet für die
Menschheit. Diese versetzt sich selbst wie gewöhnlich in Angst und Schrecken.
Adorno und Horkheimer, um deren Gedanken es in dieser Begegnung geht, veröffentlichten bereits 1947 die Dialektik der Aufklärung – gegen Ende der nationalsozialistischen
Herrschaft. Sie hatten die Hoffnung, dass sich quasi dialektisch Humanität auf den
Trümmern des 2. Weltkrieges entwickeln würde. Nicht zwangsläufig befürchteten sie, also warnten sie uns vor Zuckerberg, Musk, Gates, Putin und andere Gestalten: “Was eiserne Faschisten heuchlerisch anpreisen und die anpassungsfähigen Experten der Humanität naiv durchsetzen ist: die rastlose Selbstzerstörung der Demokratie”. An Zuckerberg und seinesgleichen gewandt schrieben sie 1947: “Wenn die Öffentlichkeit einen Zustand erreicht hat, indem unentrinnbar der Gedanke zur Ware und die Sprache zu deren Anpreisung wird”,
muss die Gesellschaft die Gefolgschaft versagen, da “die Steigerung (dieser)
wirtschaftlichen Produktivität – die zwar einerseits die Bedingungen für eine gerechtere Welt herstellt – andererseits aber dem technischen Apparat und den sozialen Gruppen die über ihn verfügen, eine unmäßige Überlegenheit über den Rest der Bevölkerung” verleiht.
Zuckerberg entgegnet trotzig: “Unser Vorgehen mit Falschmeldungen ist nicht, dass wir sagen, man darf nichts Falsches mehr im Internet sagen. Ich denke, das wäre zu extrem, jeder sagt mal etwas Falsches”. Auch eine Leugnung der Shoa sei ok.
Elon Musk will auf Twitter mit Fake Accounts “die Rückkehr des Bösen” ermöglichen.
Adorno und Horkheimer formulieren es 1947 – sicher in Unkenntnis von Algorithmen,Twitter, Instagram und Google – so: Die Berufung der Kulturindustrie (Google, Musk und andere) auf den eigenen
kommerziellen Charakter, dass “das Bekenntnis zur gemilderten Wahrheit, längst zu einer Ausrede geworden ist, mit der sie sich der Verantwortung für die Lüge entzieht“.
Die Lüge lebt. Alles steht geschrieben; ist geschehen und wird geschehen, wenn die Dialektik versagt.

Max Horkheimer Theodor W.Adorno. Dialektik der Aufklärung. Fischer Verlag.
Nachsatz:
Gute und dialektische Vorsätze für das nächste Jahr
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