Die schöne Corona und das Imperium der Lüge
Der Regen prasselt sanft auf das Fensterglas des kleinen Cafés. Draußen huschen Schatten durch die Straßen, eilige Gestalten, gefangen im Rhythmus der Welt. Der Winter hier kann sich nicht entscheiden, was er sein will. Drinnen aber, an unserem Tisch frösteln wir über den andauernden Herbst der Welt. Ripp Corby, der mir gegenübersitzt rührt in seinem Kaffee, während die schöne Corona erscheint – mal sichtbar, mal unsichtbar, immer anwesend. Heute ist sie sehr präsent und ernster als sonst. Ihre Stimme ist leise, aber klar, als sie spricht. „Ich habe ihn wieder gesehen“, sagt sie. „Den gelborangen Menschen da drüben in Washington“.
„Trump?“ frage ich.
Sie nickt. „Aber nicht mehr der Trump, den ihr kanntet. Nicht der Geschäftsmann, nicht der Twitter-König, nicht der Clown. Ich habe den Trump gesehen, der sich selbst als Erlöser sieht. Als Imperator.“ Ich war im Oval Office, auf seiner Haut, in seinem Ohr, unter seinen Fingernägeln. Dort ist es besonders heiß. Es brennt unter den lackierten Nägeln.
„Das Oval Office ist nicht mehr das Oval Office wie ihr es kennt“, mischt sich Ripp Corby ein. „Ich habe ein schönes Buch von ´The Last Cartoons from The New York Times.`In einem Cartoon der ersten Amtszeit sitzt Trump vor zwei roten Knöpfen: ´Tweet und Nuke´. Jetzt ist er vorbereitet.“
Corona nickt. Es ist schlimmer geworden. Vielleicht ist er auch senil. So sah es aus: Es war jedenfalls skurril. Die goldenen Vorhänge seines Büros hielten die Außenwelt fern, während auf dem schweren Eichenschreibtisch eine Karte ausgebreitet lag. Gaza, von einem dicken roten Filzstift umrandet. Trump lehnte sich zurück, ein Glas Diet Coke in der Hand, und ließ seine Finger über die Karte gleiten. „Bibi, ich habe über dein kleines Problem nachgedacht. “Netanjahu saß ruhig da, die Hände locker ineinandergelegt, doch seine Augen funkelten. „Gaza ist keine Kleinigkeit, Donald.“
Trump winkte ab. „Klein, groß – spielt keine Rolle. Ich sehe hier einen gewaltigen Deal.“
Er breitete die Arme aus, als stelle er sich bereits die strahlende Zukunft vor. „Die Reviera am Mittelmeer! Ein Paradies für die Reichen. Casinos, Wolkenkratzer, Luxushotels. Nur leider von Terroristen bewohnt.“
„Er redete und redete“, stöhnte Corona. Ich konnte nichts machen. Durfte nichts machen, schließlich arbeite ich nach dem Zufallsprinzip und nicht so, dass ich mich auf Zielpersonen konzentriere.
Netanjahu schwieg die meiste Zeit. Er wusste wohl, dass Trump es liebte, sich reden zu hören und von allein mit einer Lösung kommen würde.
„Ich habe eine Lösung“, fuhr Trump fort. „Wir räumen sie raus. Ägypten hat Platz. Jordanien auch. Und wenn sie bleiben wollen? Nun … ein bisschen Druck hat noch immer Wunder gewirkt.“
Netanjahu tippte mit den Fingern auf die Karte. „Die Welt nicht wird zuschauen.“
Trump lachte. „Die Welt liebt Gewinner, Bibi. Und ich bin der größte Gewinner von allen. Sie werden eine wenig aufschreien, mehr nicht. Viele werden sich ein Beispiel an mir nehmen.“
Corona hält inne. Ihre Hände zittern leicht, während sie an ihrer Tasse nippt.
„Ich hauchte ihm ins Ohr, dass er sich täuscht“, sagt sie leise. „Dass die Welt nicht nach seinen Regeln funktioniert. Dass unsichtbare Dinge selbst die größten Herrscher zu Fall bringen können.“
„Hat er dich gehört?“ fragte Ripp.
Corona schüttelt den Kopf. „Vielleicht für einen Moment. Dann nahm er einen Schluck von seiner Coke und sprach weiter. Und so sehe ich die Zukunft“, orakelte Corona.
Sie richtete sich in ihrem Stuhl auf. Dann hielt sie ihre Händezusammen, so als würde sie aus einem Buch lesen:
„Die Jahre vergingen, und Trump spielte sein Spiel mit meisterhafter Präzision. Er nutzte Musk und Zuckerberg, um seine Wahrheit zu verbreiten, um die Welt nach seinem Willen zu formen.
X wurde zu seiner Kanzel. Facebook zu seiner Armee. Sie gaben ihm die Werkzeuge, um die Realität selbst zu gestalten.Und dann kam der Tag, an dem er das Oval Office verließ – nicht als Präsident, sondern als Kaiser. Die Wahlen? Ein Relikt der Vergangenheit.Die Demokratie? Ein Hindernis für den Fortschritt.Er regierte nicht mehr für die Menschen. Er regierte für die Geschichte.
In den Straßen wehten Banner mit seinem Gesicht. Seine Statue erhob sich anstelle von Lincoln. Die National Mall war nun ein Paradeplatz, auf dem uniformierte Massen ihm zujubelten.
In dunklen Räumen wurden die letzten Reste der alten Ordnung beiseitegeräumt. Die Medien? Ersetzt durch den „Trump News Network“. Die Opposition? Ein Mythos aus vergangenen Zeiten. Und die Männer, die ihm einst dienten?
Sie standen nun vor ihm.
Elon Musk und Mark Zuckerberg hatten gedacht, sie wären unersetzlich. Dass sie die Welt durch ihre Netzwerke kontrollierten.
Doch nun standen sie im neuen Thronsaal – einst das Oval Office – und sahen sich um. Keine Schreibtische mehr. Nur ein gigantischer schwarzer Thron und die goldene Statue eines Adlers mit einem Dolch in der Kralle.
Trump erhob sich langsam.
„Ihr habt gute Arbeit geleistet“, sagte er, sein Blick auf die beiden Männer gerichtet. „Aber ich dulde kein altes System.“
Musk trat einen Schritt vor. „Aber wer soll dann –“
„Ich dulde gar kein System. „This is the End!“
Trump klatschte in die Hände. Zwei Männer in schwarzen Uniformen traten aus den Schatten. Sie packten Musk und Zuckerberg an den Armen.
„Ihr habt mir gedient, weil ich euch brauchte“, sagte Trump sanft. „Jetzt brauche ich euch nicht mehr.“
Ohne Aufschrei, ohne Kampf wurden sie hinausgeführt. Sie wussten, dass es zwecklos war.
Trump drehte sich um, griff nach seinem Glas und nahm noch einen Schluck. Dann sah er in den dunklen Raum, als könnte er eine Gestalt erkennen, die niemand sonst sah.
„Ich bin unbesiegbar“, sagte er leise. „Ich habe dich geleugnet, Corona. Und sieh – ich lebe noch.“ Ein leises Flüstern ging durch den Raum. Niemand außer ihm hörte es.“
Corona lächelt traurig. „Ende der Geschichte.
und klappte das imaginäre Buch zu.“ Er glaubt wirklich, dass er über allem steht. Dass er das Schicksal der USA und der Welt selbst lenken kann. Dennoch hat er Angst, krank zu werden.“
Ripp sieht sie an. „Meinst du, dass er fällt?“
Corona schließt die Augen. „Jeder Herrscher, der sich für unsterblich hält, fällt. Manche durch Schwerter, andere durch die Geschichte selbst.“
Draußen rauscht der Regen weiter, wäscht die Straßen, spült die Spuren fort.
Doch irgendwo, in einem Palast aus Gold und Lügen, sitzt ein Mann auf seinem Thron und glaubt, dass seine Herrschaft ewig währt.

