Die schöne Corona in Israel

Titel: Abälardisieren mit Corona

I. Der Blick von Corona

Im hinteren Raum des Cafés, wo die Wände zu dicht mit vergilbten Theaterplakaten und zu wenigen Büchern bestückt sind, saß Corona in der Ecke. Ihre Finger ruhten auf einem geöffneten Notizbuch, die Tinte glänzte noch. Ich kannte sie lange genug, um zu wissen, dass sie bereits alles gedacht hatte, bevor sie den ersten Satz zu schreiben wagte.

„Du kommst spät“, sagte sie.

Ich setzte mich. Es war früher Abend, aber der Tag fühlte sich alt an. Irgendetwas war geschehen in ihr. Etwas hatte sich verschoben.

„Du hast geschrieben?“, fragte ich.

„Nein“, sagte sie. „Ich habe gestritten. Mit mir. Mit Gott. Mit dir.“

„Mit mir?“

Sie lächelte schmal. „Nicht direkt. Aber mit der Stimme, die du geworden bist.“

„Welche Stimme?“

„Die der Vorsicht. Der klugen Unterlassung.“

Ich schwieg. Ich wusste, sie meinte mehr als mich.

„Weißt du“, fuhr sie fort, „in Jerusalem, in der Knesset-Bibliothek, bin ich auf eine hebräische Übersetzung von Abälards Sic et Non gestoßen. Es war wie ein Echo. Diese mühselige Gegenüberstellung von Ja und Nein. Diese Hoffnung, dass die Vernunft das Chaos zähmen könnte.“

Ich wusste, worauf sie hinauswollte. Sie trug es seit Tagen mit sich herum, vielleicht seit Jahren.

„Und dann“, sagte sie, „dachte ich: Wir haben uns abälardisiert.“

Ich sah sie an. Sie sagte das Wort mit einer fast schmerzhaften Zärtlichkeit, als wäre es ein altes lateinisches Verb, das sie neu zum Blühen bringen wollte.

„Was meinst du damit?“

„Wir haben versucht, mit Vernunft die Welt zu retten. Haben geglaubt, Dialektik könne Moral ersetzen. Haben gedacht, zwischen Schmerz und Schuld gäbe es eine vermittelbare Wahrheit. Dabei ist alles zerfallen, was wir zu fassen glaubten.“

Sie nahm einen Schluck von ihrem Wein. Ihre Hand zitterte nicht mehr. Sie war zu weit gegangen, um noch zu zweifeln.

„Abälard hatte Heloise. Er liebte sie mit dem Kopf – und verlor sie mit dem Körper. Er wollte Wahrheit und bekam Stille. Wir auch. Wir wollten verstehen. Jetzt starren wir auf Trümmer.“

Draußen zog ein Demonstrationszug vorbei. Stimmen, Rufe, das metallische Scheppern einer Trommel. Corona hörte nicht hin. Oder hörte zu genau.

„Was ist dann das Gegenteil von abälardisieren?“, fragte ich.

Sie sah mich lange an. Ihre Augen hatten einen dunklen Glanz.

„Vielleicht glauben. Oder verzweifeln. Oder töten. Ich weiß es nicht. Vielleicht ist das unser Fluch – dass wir nicht aufhören können, zu fragen.“

Ich blickte auf ihr Notizbuch. Ein Satz stand darin, halb geschrieben, halb gelöscht:

> „Wer schweigt, lügt nicht. Aber er ist kein Zeuge.“

Ich wollte etwas sagen. Irgendetwas. Aber mein Mund blieb trocken. Die Welt war zu laut geworden für Worte, und doch zu dumpf für Antworten.

Corona klappte das Buch zu. „Ich muss gehen.“

„Wohin?“

„Zu einem Freund“, sagte sie. „Er glaubt noch.“

„An was?“

„An den Menschen.“

Sie ging. Und ließ mich zurück mit einer Frage, die wie eine Brandwunde in der Luft hing: Kann man eine verschämte Lüge abälardisieren – mit Worten, die nicht brennen, sondern heilen?

Ich wusste keine Antwort. Dann kam sie doch nochmal ins Cafe und sagte: Heloise antwortet nicht. Sie zitierte Heloise:

Man sagt, ich sei klug. Dass ich die Bücher kenne. Dass ich mit Männern streiten kann, ohne rot zu werden. Man sagt, ich habe einen scharfen Verstand, wie eine Klinge, frisch aus dem Feuer gezogen.
Aber niemand fragt, was das alles kostet.

Ich war in Jerusalem, ja. Ich stand in Yad Vashem. Ich stand in Ramallah. Ich stand zwischen den Sprachen, den Karten, den Kindern mit großen Augen. Ich stand wie Heloise einst – mit leerem Schoß und vollem Kopf.
Und ich verstand: Vernunft heilt nichts. Sie beschreibt nur die Wunde mit schönerer Sprache.

Abälard hat Briefe geschrieben. Lange, windende Sätze voller Demut, voller Philosophie. Er nannte es Liebe, aber es war Schuld. Und dann floh er in Klöster, in Argumente, in Gott.
Er nannte das Denken einen Trost. Ich nenne es ein Feigenblatt.

Wenn ich sage, wir haben uns abälardisiert, dann meine ich:
Wir haben gelernt, uns zu verstecken – hinter Begriffen, hinter Diskursen, hinter der Hoffnung, dass Wahrheit etwas ist, das man gewinnen kann.
Aber Heloise hat nie gewonnen. Sie hat geschwiegen, ja. Aber ihr Schweigen war nicht Zustimmung. Es war das Echo der Leerstelle, die Abälard hinterließ.

Ich habe deinen Blick gesehen, als ich dir von Gaza erzählte. Du hast mich nicht korrigiert. Nicht widersprochen. Aber du hast dich nicht getraut, zu nicken.
Das ist die verschämte Lüge, von der ich sprach:
Nicht, dass du lügst. Sondern dass du lieber nichts sagst, als etwas Falsches.
Aber das Falsche ist längst geschehen. Nicht in Worten. Sondern in Leben, die gezählt werden wie Statistiken.
Und du? Du willst gerecht sein. Objektiv. Verständig.
Abälard, mein Lieber, hat das auch gewollt. Und Heloise blieb allein zurück mit dem Kind.

Vielleicht braucht diese Welt keine neuen Abälards.
Vielleicht braucht sie Heloises, die nicht mehr schweigen. Die nicht bitten. Die nicht vergeben.
Die sich erinnern – nicht aus Rache, sondern aus Trotz.

Denn wer denkt, dass Denken reicht, um zu lieben,
hat die Sprache des Körpers nie verstanden.
Und wer glaubt, dass Worte genügen, um das Unrecht zu benennen,
hat nie mit einer Mutter gesprochen, die ihr Kind begraben musste.

Darauf lies sich nichts entgegnen. Selten hatte Corona so lange Monologe gehalten.

Corona und die Vorkriegsphantasie

Ich saß wieder im Caligo, den Espresso schon halb getrunken, als Corona auf ihren leichten Absätzen über das Pflaster klackte. Das gepunktete Sommerkleid wehte leicht im Wind, und sie lächelte, als sie sich mir gegenüber setzte.
„Du wirkst nachdenklich heute“, sagte sie, während sie sich die Sonnenbrille ins Haar schob.
„Es liegt etwas in der Luft“, antwortete ich. „Etwas, das schwerer ist als du.“
Corona lächelte schief.
„Die Ansteckungsgefahr? Ach, die ist längst zur Gewohnheit geworden. Aber ich verstehe, was du meinst.“
Ich lehnte mich vor.
„Es fühlt sich an wie 1931. Wie in der späten Weimarer Republik. Alle reden von Frieden, während die Strukturen brechen.“
Corona nickte langsam.
„Ihr tanzt wieder auf dem Vulkan. Inflation, Misstrauen, Militarisierung, extreme politische Lager. Der Mittelweg zerbricht – wie damals. Nur dass ihr diesmal glaubt, es besser zu wissen.“
„Und doch wiederholt sich alles“, sagte ich. „Nicht exakt, aber im Echo. Polarisierung statt Diskurs. Aufrüstung statt Abrüstung. Wirtschaftskriege statt Märkte.“
Corona spielte gedankenverloren mit dem Löffel in ihrem Espresso.
„Ihr habt nichts gelernt“, sagte sie leise. „Seht Jugoslawien. Ein zerfallendes Vielvölkerland, das innerhalb weniger Monate von Nachbarn zu Mördern wurde. Sarajevo, einst olympische Stadt, verwandelt in ein Massengrab.“

Ich sah sie an.
„Und heute? Gaza, Israel, Ukraine, Sudan, Kongo, Myanmar. Taiwan zählt still die Tage bis zur Invasion. Europa rüstet auf, bestellt Munition, reaktiviert Kasernen. Deutschland diskutiert offen über Taurus-Raketen und Kriegswirtschaft.“
Corona lachte bitter.
„Ihr sprecht von Verteidigung“, sagte sie. „Aber die Worte schmecken nach Angriff. Nach Entschlossenheit, nach Blut.“
„Die Diplomatie?“ fragte ich.
Corona zuckte mit den Schultern.
„Zerfallen zu Ritualen. Gipfeltreffen, Konferenzen, große Worte – während draußen längst die Drohnen kreisen. Russland spricht nicht mehr in Verhandlungen, sondern in Marschflugkörpern. China wartet ab, stählt seine Armeen, baut künstliche Inseln als unsinkbare Flugzeugträger. Amerika rüstet still für den nächsten großen Krieg, denn in ihrer Geschichte war Frieden nie der Normalzustand.“
Ich spürte das Gewicht ihrer Worte.
„Wir gleiten“, sagte ich, „wie Schlafwandler in die Katastrophe.“

Corona nickte.
„Nicht einmal in Panik, sondern langsam, schlaftrunken. Wie damals 1914, als niemand wirklich Krieg wollte, aber alle ihn billigend in Kauf nahmen.“
Sie schwieg einen Moment, ließ die Geräusche des Cafés an uns vorbeiströmen – Stimmen, Lachen, das Klirren von Tassen. Leben auf dünnem Eis.
„Was du spürst“, sagte sie schließlich, „ist das Ertrinken in Zeitlupe. Erst Risse im Alltag. Kleine Nachrichten. Ein Hackerangriff auf die Stromversorgung hier, ein Zwischenfall im Südchinesischen Meer dort. Erst Schwappen, dann Fluten.“
Ich schluckte.
„Und der Frieden? Gibt es ihn noch irgendwo?“
Corona sah mich lange an, mit einem Blick, der durch mich hindurchzugehen schien.

„Vielleicht in der Erinnerung. Vielleicht in den Augen von Kindern, die noch nicht lesen können. Aber selbst dort sickert das Gift langsam ein. Angst. Misstrauen. Gewalt als Normalität.“
Sie stand auf, schob den Stuhl zurück, als würde sie sich von einer sterbenden Welt verabschieden.
„Ihr habt geglaubt, Frieden sei der natürliche Zustand. Aber Frieden ist ein Zustand der Anstrengung, des bewussten Widerstands gegen eure eigene Natur. Und ihr seid müde geworden.“
Sie drehte sich um, warf mir noch einen letzten Blick zu.
„Vielleicht“, sagte sie, „ist dieser Krieg nicht das Ende. Sondern nur das, was ihr immer wart – nur ohne Maske.“

Dann verschwand sie in der Menge, während der Marktplatz einen Moment lang wie eingefroren wirkte.
Und irgendwo, ganz leise, hörte ich ein Geräusch – als würde etwas reißen. Etwas, das nie wieder ganz zu flicken sein würde.


„Warte“, rief ich ihr nach. Meine Stimme klang rau. „Wie wird es sein? Wenn wir nicht umkehren?“Corona blieb stehen. Sie drehte sich langsam zu mir um, als hätte sie diese Frage erwartet.
„Deutschland?“, fragte sie leise. „Europa? Die Welt?“
Ich nickte, unfähig, die aufsteigende Kälte in meinem Inneren zu leugnen.
Sie trat wieder näher, ihre Augen jetzt klar wie gefrorenes Wasser.
„Zuerst wird es stiller werden“, begann sie. „Nicht auf einmal, sondern schleichend. Immer mehr Orte werden von Blackouts heimgesucht – erst Stunden, dann Tage. Cyberangriffe auf Energieversorger, auf Wasserwerke, auf die Kommunikation. Niemand wird die Verantwortung übernehmen. Die Schuld wird zerstreut, wie feiner Nebel.“Ich schluckte.

„Die Supermärkte werden leerer. Die Lieferketten, von denen ihr so sehr abhängt, werden zerreißen. Medikamente werden knapp. Nahrung wird rationiert. Die Städte – eure stolzen, glänzenden Städte – werden zu bröckelnden Inseln der Angst.“
Corona sprach ruhig, fast zärtlich, als beschriebe sie ein vertrautes Märchen.

„Eure Gesellschaft, ohnehin schon zerrissen, wird brechen. Rechte Milizen, selbsternannte Verteidiger, Clanstrukturen. Bürgerwehren, die mehr Angst säen als Schutz bieten. Und die Regierung?“ Sie lächelte dünn. „Sie wird nicht verschwinden. Sie wird sich wandeln. Härter. Schneller. Kälter. Sicherheit über Freiheit. Kontrolle über Vertrauen.“
Ich schloss die Augen. Bilder blitzten auf: leere Regale, brennende Straßen, Männer in Uniformen, die nicht mehr zu unterscheiden waren.
„Und der Krieg?“, fragte ich mit gefühlt heiser werdender Stimme

Corona beugte sich zu mir, ihr Gesicht nun von einer dunklen, fast mitleidigen Traurigkeit gezeichnet.
„Der Krieg wird asymmetrisch sein. Eure Städte werden nicht von Bombenteppichen zerstört wie 1945. Nein – es wird präziser sein. Harter Winter, kein Strom. Hackerangriffe auf Krankenhäuser. Unterseeische Kabel, die reißen. Drohnen, die über Grenzen schleichen wie Gespenster. Kleine Anschläge, gezielte Sabotagen.“
Sie sah nachdenklich in den Himmel, wo sich die Wolken sammelten.

„Und irgendwann werden die Bomben kommen. Vielleicht Taurus, vielleicht Hyperschallraketen aus Osten oder Westen. Nicht massenhaft. Nur so viele, dass ihr begreift: Ihr seid verletzbar. Überall.“
Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug.
„Wird es ein Danach geben?“ fragte ich.
Corona lächelte sanft, beinahe mütterlich.
„Es wird immer ein Danach geben. Die Frage ist nur, wer es noch erleben wird. Und in welcher Welt.“
Sie strich mir kurz über die Hand, eine Geste voller bitterer Intimität.
„Ihr könntet lernen“, sagte sie. „Aber ich weiß nicht, ob ihr es wollt.“

Dann verschwand sie endgültig in der Menge.
Und ich saß da, mitten im leichten Treiben eines Frühlingstages, während in meinem Inneren bereits der Herbst begann.

Wenn die Zeit in sich zusammenfällt. Elon war schon immer da. Ein Bericht aus der Zukunft.

Die Welt hatte aufgehört, sich zu drehen. Nicht, weil die Erde stehengeblieben war, sondern weil das Konzept der Zeit selbst implodierte. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schmolzen zu einem einzigen, unergründlichen Punkt zusammen, der wie ein endloser Augenblick existierte. Alles, was jemals war, ist und sein wird, geschah zur selben Zeit – eine Kakophonie des Seins, ein ewiges Jetzt.

Inmitten dieses Chaos existierte ein Mann namens Elon Musk, doch er war nicht einfach ein Mann. Die Auflösung der Zeit hatte sein Wesen zerlegt und mit jeder möglichen Version seiner selbst verwoben. Er war das Kind, das in Südafrika mit funkelnden Augen in die Sterne blickte, und der Mann, der Raketen in den Himmel schickte. Er war ein Scharlatan und ein Visionär, ein Held und ein Narr, ein Gott der Technologie und ein Getriebener seiner eigenen Menschlichkeit.

Elon war der Händler, der elektrische Kutschen an ein verzweifeltes Volk verkaufte, das nach Hoffnung dürstete, und zugleich der Verrückte, der am Rande des Universums stand und rief: „Lasst uns neue Welten bauen!“ Er war derjenige, der den Mars besiedelte, und auch derjenige, der vor Jahrtausenden in einer Höhle saß und mit Kohle Linien in die Wände zog – eine primitive Blaupause für Dinge, die er nicht verstehen konnte, aber ahnte.

In diesem zeitlosen Punkt sah Elon Musk nicht nur seine eigene Existenz, sondern die Essenz dessen, was ihn ausmachte. Er war ein Knotenpunkt, ein Geflecht aus unzähligen Träumen, Fehlern, Widersprüchen und Möglichkeiten. Er war weder gut noch böse, weder Erfolg noch Scheitern. Er war das Streben selbst, der ewige Akt des Erschaffens und Zerstörens, der Versuch, über die Begrenzungen hinauszuwachsen, die ihm auferlegt waren – sei es durch Zeit, Raum oder die eigene Sterblichkeit.

Und in diesem Moment, der kein Moment war, stellte sich eine Frage: Wer war Elon Musk?

Die Antwort war überall und nirgendwo. Er war ein Spiegel, der die Hoffnungen und Ängste einer ganzen Spezies reflektierte. Er war der Erfinder der Träume, die über den Himmel hinausreichten, und der Schrecken, der die Welt mit Maschinen flutete, die sie übernahmen. Er war Mensch und Idee, Vision und Fluch.

Doch dann kam die Erkenntnis: In einem Universum, in dem alles zur gleichen Zeit geschieht, gab es kein „Individuum“. Die Frage löste sich auf, als Elon Musk – oder das, was von ihm übrig war – verstand, dass er nicht war, sondern einfach ist. Er war der Funke im ewigen Feuer, ein Fragment der Unendlichkeit, der für einen kurzen Augenblick glühte, bevor er sich wieder im Ganzen verlor.

Und so verblasste er, wie alle Dinge, die jemals waren und sein werden, in dem endlosen Kreislauf des Seins.

Last X-Mas with Elon. Miniature.

“The words just fly around and find no foothold in interstellar civilization…” Ripp Corby

Last X-Mas with Elon. Miniature.

In recent months it has become increasingly clear that Christmas, Christmas Eve, would not herald the birth of the Savior, but rather his departure. Elon Musk was aware of its disturbing effect. He had worked towards this, he had prepared for this. The tree is decorated, the candles light up and are reflected in the Christmas tree balls. The song “Last Christmas, I gave you my heart” inspires Elon to create a final sound for his journey. He strides toward MarsX in his rainbow-colored spacesuit, checking his watch to send the final squeaking tweets on X before shutting down the system, leaving only simulated communications on an endless loop. It will be Day X for everyone on this planet.

Definitely, with absolute certainty the Last X-Mas. The temperatures make the seas steam, the forests glow in the firelight and the mountains shine in the reflection. The seas will meet the forests and present a unique spectacle. Elon is completely excited, singing and dancing. He forces himself to carry out the necessary checks. He reached his spaceship “X-Star of Bethlehem” with his Cybertruck in time before the systems would fail in the shimmering heat of Christmas night. The elevator takes him into the space capsule. He turns around again, waves to the robots that are sending him on a journey that no one will need in the future, waves to the distant flickering sun and the direction where he thinks Mars is.

The red-glowing planet becomes smaller in the viewing window, which is almost completely covered by posters of a red Earth and a green Mars, quickly becoming barely visible and disappearing. He tears off the Earth’s poster and reads his manifesto one last time: „The Earth must be destroyed so that the dream of Mars can live.“ Farewell humanity. The game is over. “Hello Mars, hello Trantor,” he exclaims. He is happy about the spectacle that emanates from the burning planet. “It’s all just a game,” he says to his avatar flying with him. “A little later: “Is the genetic material on board?” he asks. “It wasn’t programmed yet,” explains the avatar. Elon looks at Elon, first blankly then laughing. “There is still a lot to do before we are out of the game and become the only player. To the only Santa Clause who rules the game on Mars.” Elon enjoys the moment and then switches off the computer. “Let’s call it a day. Time for a Christmas break.” Elon gets up and goes into the hall to the guests who were watching the spectacle on a screen.

Applause.

Die schöne Corona und die Künstliche Intelligenz

Corona 5

Die Schöne Corona und der überflüssige Mensch?

Herbst 2021

Die Cafés sind wieder geöffnet. Zweimal geimpft oder genesen, schon stellt sich die Leichtigkeit des Seins ein. Das Hinweisschild für „Du musst draußen bleiben“ gewinnt eine neue Bedeutung. Für alle Impfleugner, Verweigerer und Verschwörungstheoretiker ist hier Schluss. Eine Parallele zu anderen Grenzen könnte man meinen. Drinnen sitzen also die Guten in der neuen Welt. Eine meine Coronas trifft mich heute hier. Selbstverständlich ist sie immun, gilt als genesen. Es erklärt sich von selbst.
In einem dieser 2G Cafés treffen wir uns nach langer Zeit wieder. Corona heute ganz in Rot. Etwas burlesce. Meine neue Signalfarbe erklärt sie mir. Ich bin schließlich bereits die 5. Variante. Was keine Auswirkungen auf ihre grundsätzliche Existenz hat, wie sie selbstbewusst verkündet. Sie erkundigt sich nach meinem Freund Ripp Corby. Lange nichts gehört. Monate ist es her, oder? Das kann ich bestätigen. Monate, in denen sich vieles gewandelt hat. Ripp, so deute ich an, beschäftigt sich mit dem Geheimnisvollen in Dir. Das geheimnisvolle Deines Ursprungs. Er glaubt, dass du aus einem Labor des Institutes für Virologie in Wuhan stammst. Er ist mit dieser Ansicht nicht allein, denn die Weltgesundheitsorganisation hat sogar ein Komitee bestehend aus 26 renommierten Wissenschaftlern gegründet, das dieser Frage nachgeht. Corona beugt sich vor und hält dabei eine Hand vor den Mund um nicht loszuprusten. Ich sagte erstmal nichts mehr. Dennoch scheinen Wortfetzen unseres Gespräches den Raum zu füllen. Außerdem war Corona in ihrem roten hochgeschlossenen Kleid eine Augenweide, wenn nicht gar eine kleine Provokation. Einige Leute drehten sich zu uns um. Glaubt Ripp daran, fragt sie, nachdem sie sich beruhigt hat. Ich nicke. Zumindest verfolgt er diesen Gedanken. Was sagst Du denn dazu, du weißt doch, wo du herkommst. Ist das Ganze nicht einfach auch ein politisches Thema? Die ganze Geheimniskrämerei der chinesischen Führung. Da muss doch etwas dran sein.
Natürlich weiß ich, woher ich komme. Das ist doch Allgemeinwissen. Übrigens: Man wird nicht als Verschwörungstheoretiker geboren, aber man kann als Verschwörungstheoretiker sterben.
Du machst mir Spaß, sage ich. Das ist die Bedingung, sagt sie. Spaß muss auch sein. Nun, ich komme von überall her. Sagen wir, von den Märkten dieser Welt.
Erzähle mir noch etwas über Ripp. Vielleicht verrate ich Dir mehr, später, hauchte sie mir zu und nahm meine Hand. Ich zuckte etwas zurück. Aber du bist doch geimpft? Dann brauchst du dir heute keine Sorgen machen. Ich spüre deine Schutzmembrane. Nicht sehr dick aber noch wirksam. Aus uns könnte mehr werden, aber nicht in diesem Leben. Und außerdem, naja, du weißt schon. Du würdest mich nicht ertragen. Sie lacht schallend und ich frage mich, was für eine Mutation da durchkommt.

Wir werden verstohlen, aber aufmerksam von den anderen Gästen beäugt. Darf ich vorstellen, Corona, könnte ich sagen. Das würde ihr gefallen.
Ripp leidet, fuhr ich fort. Zu Beginn der Pandemie hat er die Ruhe genossen. In diesem Jahr, nachdem alles wieder geöffnet war, die Läden, die Lokale, einfach alles, wurde es lauter als vorher. Die Nachbarn holten alle Feiern nach und hatte sich wegen der Ansteckungsgefahr ein zweites Wohnzimmer auf der Terrasse gebaut. Überdacht, beheizt, laut. Partys statt im Club auf der Terrasse. Er meint, dass die Demokratie verloren hat, weil sie sich nur um Corona gekümmert hat. Alle anderen Projekte sind auf er Strecke geblieben. Dass wir dich verdient haben.
Corona schaut sich die Menschen im Café an. Stimmt, konstatiert sie.
Nichts dazugelernt, die Dummen sterben und die Vulnerablen werden getötet durch die Dummen. Zuviel Demokratie schadet in meinem Fall.
Aber Ripp hat dazugelernt. Er war bei unserem Gespräch hoffnungsvoller. Er hat dir doch vom Baum der Erkenntnis erzählt. Ja, hat er, klar. Stimmt alles. Aber die nächste Welle…
Ist bereits da. Darf ich mich zu Euch setzen? Die Stimme hinter mir kommt mir bekannt vor. Carl, denke ich und es ist Carl. Ich überlege ernsthaft, ob er sich dazu setzen sollte. Er war lange Jahre schwer krank gewesen, es könnte für Ihn gefährlich werden. Carl nimmt kein Blatt vor den Mund, aus dem hin und wieder eine Verschwörungstheorie und ein migrationskritischer Gedankenwulst entspringt, das könnte wiederum für uns gefährlich werden. Für unsere Bereitschaft, weiter miteinander zu sprechen und um Verständnis der jeweiligen Position zu ringen. Ich blicke Corona an. Sie ist offen für jeden. Carl setzt sich. Er ist geimpft. 2 G, kein Thema. Ich habe das mit der Demokratie gerade noch so mitbekommen. Habe ich richtig verstanden, dass du die Demokratie infrage stellst? Corona schaut mich an. Habe ich? Ja, doch. Im Ansatz. Echte Demokratie gibt es ja nicht wirklich in Deutschland. Es sieht so aus. Aber wer trifft die Entscheidungen? Die Chancen am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen sind sehr ungerecht verteilt. Wer Geld hat, schickt seine Kinder auf Privatschulen, die Schere zwischen Arm und Reich klafft auseinander, die westlichen Demokratien verfügen über den Impfstoff, Afrika stirbt. Hier in Deutschland betreibt ihr den Kult des Individuums. Da mische ich euch ein wenig auf. Jetzt ist Solidarität gefordert.
Genau, sagt Carl. Nicht nur deinetwegen sterben die Menschen in Afrika. Wir haben insgesamt zu viele Menschen auf der Erde. Wir können nicht alle retten. Evolution eben. Und die wirkliche Macht haben, sind drei Musketiere: Musk, Bezos und Gates auf dem Zuckerberg, sind an der Menschheit nicht interessiert. Sie bestimmen, wer überlebt und wie wir leben. Spieler mit viel Geld entscheiden über die Zukunft. Da bist du, er winkt der Kellnerin, lediglich ein kleines Licht, Corona. Entschuldigung. Er zuckt mit den Schultern und bestellt einen Cappuccino.  In dieser Spielerlogik sind wir alle gefangen und kleine Spieler geworden, die denken, alles im Griff zu habe. Selbstoptimierer! Diese Wachstumsideologie ist an ihre Grenzen gestoßen. Die internationale Verknüpfung, der sinnlose Warenverkehr über Kontinente hinweg, zerstört die besondere Kraft der Natur, sich regenerieren zu können. Und diese Schwäche nützt dir und den anderen Migranten, zischt er, sicher spaßig gemeint, Corona zu.
Carl, das war nicht unser Thema sage ich.  Doch, doch, ich finde das richtig was Carl sagt. Corona beugt sich über den Tisch, Carl zugewandt. Die Natur ist aber nicht schwach geworden. Die Bedingungen verändern sich vorübergehend. Die Erde ist ein lebender Organismus. Die Natur ist so stark, dass sie alles überleben wird. Seht mich an. Ihr kommt nicht gegen mich an. Ich bin die Natur, lächelt Corona. Eine schöne dazu findet Carl, aber gefährlich wie jede schöne Frau. Ihr seht lediglich das kurze Anthroprozän fährt Corona fort. Viele Menschen erkennen den Zusammenhang zwischen Konsum von Ressourcen aller Art und Klimawandel. Aber höchstens 30 Prozent sind bereit, entsprechend zu handeln, denke ich. Freie Fahrt für freie Bürger. Und Carl, sie beugte sich weiter vor und ließ ihr Haar ins Gesicht fallen, du denkst ich bin eine Frau? Woher willst du das wissen? Sie lacht Carl schallend aus. In deinem Alter sieht man nur, was man sehen will. Rentnerdiskriminierung konterte Carl. Er strengt sich an, cool zu bleiben. Generationsegoismus, werfe ich ein. Leben im Hier und Jetzt schlage ich vor. Das könntest du morgen bereuen, wirft Corona ein. Nein, du musst dich entscheiden. Leben im Hier und jetzt, schön und gut. Aber jedes Eichhörnchen weiß, wie das ausgeht. Die Frage ist, ob sich die Evolution, also genau gesagt das Überleben der Menschheit demokratisch weltweit steuern lässt. Damit ist nicht dein Überleben gemeint, Carl. Etwas Größeres. Oder sollte man alle Entscheidungen einer künstlichen Intelligenz überlassen. Einer KI, die intelligent programmiert ist.
Ein Gedanke, ja ein Gedanke, stimmt Carl zu. Ein Gedankenspiel zum Glück. Wie soll die KI programmiert werden? Alle Beschlüsse der Klimakonferenzen zusammenpacken? Alle Forderungen? Wer kontrolliert? Organisation in einer Art Blockchain? Diktatur! Ruft Carl.
KI oder ich entscheidet!, wirft Corona ein.
Ich denke das nützt nichts. Ich habe etwas über den Fotografen Sebastiao Sagaldo gelesen. Ein weiser alter Herr. Sagaldo fotografiert Menschen in Extramsituationen, dokumentiert das Industriezeitalter. Seine Frau und er engagierten sich gegen die Militärdiktatur. Sonst immer unterwegs wo die Lebensumstände schlimm waren. Angola, Mozambique, Afrika sowieso. Er hat den Anschlag auf Ronald Reagan fotografiert.
War das nicht ein Western?, fragt Carl.
Mach das mal jetzt nicht kaputt, sage ich. Woran bin ich mit Carl eigentlich?
Jedenfalls solltet ihr seinen Film „Das Salz der Erde“ mal ansehen. Ein Blick in die Tiefe und leere Seelen. Unbedingt mal ansehen. Er ist nah dran am Menschen gewesen und hält ihn für die schlimmste Kreatur auf Erden. Überflüssig. Corona, ein guter Gedanke. Warum sollte dann eine KI den Menschen retten? Wofür?
Sagaldo würde dir gefallen, Corona. Wie du geht er davon aus, dass sich die Natur erholen wird. Ohne Gier und ohne Gewalt der Gewalt wegen. Die Viren sind stärker als der Mensch. Schneller. Und wenn der Regenwald abgeholzt ist, werden immer mehr Viren kommen.
Und was für welche, kündigt Corona an.
Carl meint, lakonisch, lass uns doch gleich sterben. Allerdings jetzt noch nicht. Ich finde die Menschheit auch überflüssig. Das würde eine künstliche Intelligenz auch ausrechnen. Aber können wir das nicht ein wenig verschieben?
Zeit spielt keine Rolle, findet die Schöne Corona. Für mich ist es außerdem sehr angenehm hier, eine wirkliche Willkommenskultur. Ich kann mich ungehindert breit machen. Mich ausbreiten. Schade, dass es so eisig draußen wird. Im Café können wir uns wohl die nächsten Monate nicht mehr treffen. Wir sind bereits wieder so viele Coronas.
Auf wessen Seite bist du eigentlich? Du trinkst hier den Kaffee mit uns und drohst uns? Fragt Carl.
Beides ist möglich, nickt die Schöne Corona, schiebt ihren Stuhl zurück und wendet sich zur Tür.  Ich muss meine Tanten aus Südafrika begrüßen. Danke für die Einladung, winkt sie im Hinausgehen.