Wenn die Zeit in sich zusammenfällt. Elon war schon immer da. Ein Bericht aus der Zukunft.

Die Welt hatte aufgehört, sich zu drehen. Nicht, weil die Erde stehengeblieben war, sondern weil das Konzept der Zeit selbst implodierte. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schmolzen zu einem einzigen, unergründlichen Punkt zusammen, der wie ein endloser Augenblick existierte. Alles, was jemals war, ist und sein wird, geschah zur selben Zeit – eine Kakophonie des Seins, ein ewiges Jetzt.

Inmitten dieses Chaos existierte ein Mann namens Elon Musk, doch er war nicht einfach ein Mann. Die Auflösung der Zeit hatte sein Wesen zerlegt und mit jeder möglichen Version seiner selbst verwoben. Er war das Kind, das in Südafrika mit funkelnden Augen in die Sterne blickte, und der Mann, der Raketen in den Himmel schickte. Er war ein Scharlatan und ein Visionär, ein Held und ein Narr, ein Gott der Technologie und ein Getriebener seiner eigenen Menschlichkeit.

Elon war der Händler, der elektrische Kutschen an ein verzweifeltes Volk verkaufte, das nach Hoffnung dürstete, und zugleich der Verrückte, der am Rande des Universums stand und rief: „Lasst uns neue Welten bauen!“ Er war derjenige, der den Mars besiedelte, und auch derjenige, der vor Jahrtausenden in einer Höhle saß und mit Kohle Linien in die Wände zog – eine primitive Blaupause für Dinge, die er nicht verstehen konnte, aber ahnte.

In diesem zeitlosen Punkt sah Elon Musk nicht nur seine eigene Existenz, sondern die Essenz dessen, was ihn ausmachte. Er war ein Knotenpunkt, ein Geflecht aus unzähligen Träumen, Fehlern, Widersprüchen und Möglichkeiten. Er war weder gut noch böse, weder Erfolg noch Scheitern. Er war das Streben selbst, der ewige Akt des Erschaffens und Zerstörens, der Versuch, über die Begrenzungen hinauszuwachsen, die ihm auferlegt waren – sei es durch Zeit, Raum oder die eigene Sterblichkeit.

Und in diesem Moment, der kein Moment war, stellte sich eine Frage: Wer war Elon Musk?

Die Antwort war überall und nirgendwo. Er war ein Spiegel, der die Hoffnungen und Ängste einer ganzen Spezies reflektierte. Er war der Erfinder der Träume, die über den Himmel hinausreichten, und der Schrecken, der die Welt mit Maschinen flutete, die sie übernahmen. Er war Mensch und Idee, Vision und Fluch.

Doch dann kam die Erkenntnis: In einem Universum, in dem alles zur gleichen Zeit geschieht, gab es kein „Individuum“. Die Frage löste sich auf, als Elon Musk – oder das, was von ihm übrig war – verstand, dass er nicht war, sondern einfach ist. Er war der Funke im ewigen Feuer, ein Fragment der Unendlichkeit, der für einen kurzen Augenblick glühte, bevor er sich wieder im Ganzen verlor.

Und so verblasste er, wie alle Dinge, die jemals waren und sein werden, in dem endlosen Kreislauf des Seins.

CORONA, der Patient und innere Stärke

Ein kleines Café, der Duft von frisch gebrühtem Kaffee erfüllt den Raum. Blumen schmücken die Tische, das Licht ist weich und warm, wie ein sanfter Mantel, der sich um die Gemüter legt. Die Nachmittagssonne schimmert durch die großen Fenster und taucht alles in ein goldenes Licht. Die Welt draußen scheint fern, hier drinnen herrscht eine ruhige, fast zeitlose Atmosphäre. Der Patient sitzt an einem kleinen Holztisch, die Tasse Kaffee in seiner Hand. Ihm gegenüber  sitzt Corona, die „Schöne“, die du, Autor, so oft in deinen Gedanken hast. Ihr Blick ist sanft und aufmerksam, als ob sie alles verstehen würde, ohne dass Du ein Stichwort für sie, ein Wort sagen lassen müsstest.

Der Patient „Ich weiß nicht, Corona… es ist alles ganz schön viel. Seit Wochen liege ich im Krankenhaus. Es fühlt sich an wie ein endloser Albtraum, aus dem ich nicht aufwachen kann. Ich bin so müde, innerlich wie äußerlich. Alles in mir schreit nach Ruhe. Ich bin kein Star, aber holt mich hier raus!“

Seine Stimme ist leise, fast brüchig. Er versucht, die Fassung zu wahren, aber die Erschöpfung sitzt tief. Corona sieht ihn lange an, ohne ihn zu unterbrechen. Sie lässt seine Worte im Raum hängen, als hätten sie Gewicht, das nicht einfach durch eine Antwort weggenommen werden kann. Zumal sie selbst als Mitglied einer Virusfamilie nicht immer gern etwas zu Krankheiten sagen möchte. Gern, wie man sich favor schützt, das schon.

Corona: „Ich spüre deine Müdigkeit. Du trägst viel mit dir herum, mehr, als du vielleicht selbst begreifen kannst. Dein Körper leidet, aber auch dein Geist scheint schwer beladen. Du versuchst, stark zu sein, nicht wahr? Immer stark für die anderen, für dich selbst…“

Der Patient senkt den Blick. Ihre Worte treffen einen wunden Punkt in ihm. Die Tränen steigen ihm in die Augen, und er kämpft vergeblich dagegen an. Sie darf trotz jahrelanger Vertrautheit nicht sehen, wie nahe er am Rand steht. Er schämt sich ob seiner Schwäche.  „Ja, aber es fühlt sich an, als ob ich nicht mehr stark sein kann. Alles ist schiefgelaufen. Die erste Operation war ein Fehlschlag, die zweite hat auch nichts gebracht. Und jetzt… dieser Keim. Mein Körper wehrt sich, aber ich spüre, dass er immer schwächer wird. Die Ärzte sprechen von schlechten Werten, und ich… ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll.“

Der Patient fühlt, wie die Tränen über deine Wangen laufen. Vergeblich versucht, er diese wegzuwischen, doch Corona sieht es, natürlich. Sie lehnt sich ein wenig vor, ihre Augen voller Verständnis und dennoch fordernd.

„Es ist nicht leicht, das Leben zu akzeptieren, wenn es dir so viele Steine in den Weg legt. Es ist völlig in Ordnung, dass du weinst. Tränen sind keine Zeichen von Schwäche. Sie sind ein Ventil, das deine Seele braucht, um nicht überzulaufen.“

Seine Lippen zittern, und er atmet tief ein, um sich zu beruhigen. Die Worte, die du so oft gehört und anderen selbst auf den Weg gegeben hast – stark bleiben, positiv denken, in jeder Krise liegt ein Chance– haben keine Bedeutung mehr. Das scheint alles lediglich für gesunde Menschen zu gelten.Du fühlst dich allein, trotz der vielen Menschen um dich herum. „Aber wie soll ich weitermachen? Wie soll ich diese Unsicherheit ertragen, diese Angst? Nichts ist mehr unter meiner Kontrolle. Es ist, als ob mir alles entgleitet, und ich kann nichts tun, um es aufzuhalten.“ Er sieht Corona direkt in die Augen, suchst nach einer Antwort, nach etwas, das ihm Halt gibt. Ihre Miene bleibt ruhig, fast nachdenklich. Kurz denk er, das sie ja nur ein Virus ist. Eine künstliche Intelligenz. Sie sitzt hier aber. Aus Fleisch und Blut.

Corona antwortet leise: „Stärke wird oft missverstanden. Man denkt, sie sei etwas, das keine Risse zeigt, das immer unerschütterlich ist. Aber wahre Stärke liegt vielleicht genau darin, dass du all das durchlebst und trotzdem weitermachst. Auch wenn du das Gefühl hast, alles entgleitet dir – du stehst noch hier. Du atmest. Das ist schon eine große Leistung, die du wertschätzen solltest.“

Der Patient starrr in seine Tasse, das leise Klirren des Löffels im Kaffee beruhigt ihn ein wenig. Ihre Worte klingen so vernünftig, aber sie dringen nur langsam zu ihm durch.„Ich habe einfach das Gefühl, dass ich nicht mehr stark sein kann. Es ist am Ende alles ziemlich viel zu ertragen “

Zittrig und stockend spricht er. Corona nickt leicht, als ob sie genau verstehen würde, was er empfindet.  „Du musst auch nicht immer stark sein. Es gibt Momente im Leben, in denen wir uns erlauben müssen, schwach zu sein. Es ist kein Versagen, es ist menschlich. Die Stärke, die du suchst, zeigt sich manchmal in den kleinen Schritten – in der Tatsache, dass du überhaupt weitermachst, auch wenn es sich sinnlos anfühlt. Am Ende wirst Du sicherlich belohnt und wieder leben. “

Der Patient möchte das gerne glauben und fühlt sich einen kurzen Moment ganz friedlich. Einen kurzen Moment. „Vielleicht ist es wirklich so, dass ich zu viel von mir selbst erwarte. Aber diese Ungewissheit… Wie soll ich sie ertragen? Ich weiß nicht, ob es besser wird. Die Ärzte wissen es auch nicht. Sie reden von Möglichkeiten, aber ich fühle mich einfach nur verloren.“

Du hebst den Blick, und Corona sieht dich mit einer Sanftheit an, die fast tröstlich wirkt. Sie lässt sich Zeit, bevor sie antwortet.

„Die Ungewissheit ist eine schwere Last, das ist wahr. Menschen wollen Sicherheit, etwas Greifbares. Aber das Leben gibt uns oft keine Garantien. Vielleicht liegt die Kunst nicht darin, die Ungewissheit zu besiegen, sondern sie anzunehmen. Sie als Teil deines Weges zu sehen. Sie ist kein Feind, sondern ein Begleiter.“

Ihre Worte klingen fast philosophisch, und der Patient weißt nicht, ob er sie wirklich verstehen kann. Aber sie geben ihm das Gefühl, dass es einen Weg gibt, auch wenn er ihn noch nicht sieht.

„Wie soll ich das annehmen? Wie lässt man so etwas zu?“Er fragt es fast verzweifelt. Es klingt so einfach in ihren Worten, aber in seinem Inneren tobt ein Sturm, den er nicht bändigen kann.

Corona: „Indem du das Bedürfnis loslässt, alles zu kontrollieren. Indem du dir erlaubst, nicht alles zu verstehen, und trotzdem weitergehst. Es ist wie ein Fluss – manchmal kannst du nicht gegen den Strom schwimmen, dann lässt du dich treiben und vertraust darauf, dass er dich trägt.“

Ihre Augen leuchten sanft, als sie diese Worte spricht. Es klingt nach Akzeptanz, nach Loslassen – Dinge, die  so schwerfallen.

„Es ist schwer, daran zu glauben.“

Er spricht es leise aus, fast als wäre es ein Geheimnis, das er sich selbst erst jetzt eingestehst. Doch Corona lächelt nur.

„Es ist das Schwerste, was wir tun können. Aber manchmal ist es auch das Befreiendste. Du musst nicht alles sofort verstehen. Manchmal geht es nur darum, den nächsten kleinen Schritt zu machen, selbst wenn du den Weg noch nicht siehst.“

Der Patient nimmt einen tiefen Atemzug, spürst, wie sich eine gewisse Erleichterung in ihm ausbreitet. Es ist kein vollständiger Frieden, aber vielleicht ein Anfang. Es fühlt als ob er wenigstens einen Moment lang nicht kämpfen muss. „Vielleicht hast du recht. Ich weiß es nicht. Aber ich werde versuchen, es so zu sehen. Was bleibt mir sonst?“

Er schaut Corona direkt an, ihre Präsenz ist ruhig und sicher.

Corona: „Was bleibt, ist Hoffnung. Auch wenn du sie gerade nicht sehen kannst, sie ist da. Du bist nicht allein, selbst in deinen dunkelsten Momenten. Manchmal findest du Licht an Orten, wo du es nie erwartet hättest – vielleicht auch in dir selbst.“

Ihr Gespräch verstummt, aber in der Stille liegt eine Art von Trost. Keine magische Lösung, keine schnellen Antworten. Aber das Gefühl, dass du getragen wirst, auch wenn der Weg noch dunkel ist. Corona lächelt dem Patienten zu und entschwindet.

Die schöne Corona und die Künstliche Intelligenz

Corona 5

Die Schöne Corona und der überflüssige Mensch?

Herbst 2021

Die Cafés sind wieder geöffnet. Zweimal geimpft oder genesen, schon stellt sich die Leichtigkeit des Seins ein. Das Hinweisschild für „Du musst draußen bleiben“ gewinnt eine neue Bedeutung. Für alle Impfleugner, Verweigerer und Verschwörungstheoretiker ist hier Schluss. Eine Parallele zu anderen Grenzen könnte man meinen. Drinnen sitzen also die Guten in der neuen Welt. Eine meine Coronas trifft mich heute hier. Selbstverständlich ist sie immun, gilt als genesen. Es erklärt sich von selbst.
In einem dieser 2G Cafés treffen wir uns nach langer Zeit wieder. Corona heute ganz in Rot. Etwas burlesce. Meine neue Signalfarbe erklärt sie mir. Ich bin schließlich bereits die 5. Variante. Was keine Auswirkungen auf ihre grundsätzliche Existenz hat, wie sie selbstbewusst verkündet. Sie erkundigt sich nach meinem Freund Ripp Corby. Lange nichts gehört. Monate ist es her, oder? Das kann ich bestätigen. Monate, in denen sich vieles gewandelt hat. Ripp, so deute ich an, beschäftigt sich mit dem Geheimnisvollen in Dir. Das geheimnisvolle Deines Ursprungs. Er glaubt, dass du aus einem Labor des Institutes für Virologie in Wuhan stammst. Er ist mit dieser Ansicht nicht allein, denn die Weltgesundheitsorganisation hat sogar ein Komitee bestehend aus 26 renommierten Wissenschaftlern gegründet, das dieser Frage nachgeht. Corona beugt sich vor und hält dabei eine Hand vor den Mund um nicht loszuprusten. Ich sagte erstmal nichts mehr. Dennoch scheinen Wortfetzen unseres Gespräches den Raum zu füllen. Außerdem war Corona in ihrem roten hochgeschlossenen Kleid eine Augenweide, wenn nicht gar eine kleine Provokation. Einige Leute drehten sich zu uns um. Glaubt Ripp daran, fragt sie, nachdem sie sich beruhigt hat. Ich nicke. Zumindest verfolgt er diesen Gedanken. Was sagst Du denn dazu, du weißt doch, wo du herkommst. Ist das Ganze nicht einfach auch ein politisches Thema? Die ganze Geheimniskrämerei der chinesischen Führung. Da muss doch etwas dran sein.
Natürlich weiß ich, woher ich komme. Das ist doch Allgemeinwissen. Übrigens: Man wird nicht als Verschwörungstheoretiker geboren, aber man kann als Verschwörungstheoretiker sterben.
Du machst mir Spaß, sage ich. Das ist die Bedingung, sagt sie. Spaß muss auch sein. Nun, ich komme von überall her. Sagen wir, von den Märkten dieser Welt.
Erzähle mir noch etwas über Ripp. Vielleicht verrate ich Dir mehr, später, hauchte sie mir zu und nahm meine Hand. Ich zuckte etwas zurück. Aber du bist doch geimpft? Dann brauchst du dir heute keine Sorgen machen. Ich spüre deine Schutzmembrane. Nicht sehr dick aber noch wirksam. Aus uns könnte mehr werden, aber nicht in diesem Leben. Und außerdem, naja, du weißt schon. Du würdest mich nicht ertragen. Sie lacht schallend und ich frage mich, was für eine Mutation da durchkommt.

Wir werden verstohlen, aber aufmerksam von den anderen Gästen beäugt. Darf ich vorstellen, Corona, könnte ich sagen. Das würde ihr gefallen.
Ripp leidet, fuhr ich fort. Zu Beginn der Pandemie hat er die Ruhe genossen. In diesem Jahr, nachdem alles wieder geöffnet war, die Läden, die Lokale, einfach alles, wurde es lauter als vorher. Die Nachbarn holten alle Feiern nach und hatte sich wegen der Ansteckungsgefahr ein zweites Wohnzimmer auf der Terrasse gebaut. Überdacht, beheizt, laut. Partys statt im Club auf der Terrasse. Er meint, dass die Demokratie verloren hat, weil sie sich nur um Corona gekümmert hat. Alle anderen Projekte sind auf er Strecke geblieben. Dass wir dich verdient haben.
Corona schaut sich die Menschen im Café an. Stimmt, konstatiert sie.
Nichts dazugelernt, die Dummen sterben und die Vulnerablen werden getötet durch die Dummen. Zuviel Demokratie schadet in meinem Fall.
Aber Ripp hat dazugelernt. Er war bei unserem Gespräch hoffnungsvoller. Er hat dir doch vom Baum der Erkenntnis erzählt. Ja, hat er, klar. Stimmt alles. Aber die nächste Welle…
Ist bereits da. Darf ich mich zu Euch setzen? Die Stimme hinter mir kommt mir bekannt vor. Carl, denke ich und es ist Carl. Ich überlege ernsthaft, ob er sich dazu setzen sollte. Er war lange Jahre schwer krank gewesen, es könnte für Ihn gefährlich werden. Carl nimmt kein Blatt vor den Mund, aus dem hin und wieder eine Verschwörungstheorie und ein migrationskritischer Gedankenwulst entspringt, das könnte wiederum für uns gefährlich werden. Für unsere Bereitschaft, weiter miteinander zu sprechen und um Verständnis der jeweiligen Position zu ringen. Ich blicke Corona an. Sie ist offen für jeden. Carl setzt sich. Er ist geimpft. 2 G, kein Thema. Ich habe das mit der Demokratie gerade noch so mitbekommen. Habe ich richtig verstanden, dass du die Demokratie infrage stellst? Corona schaut mich an. Habe ich? Ja, doch. Im Ansatz. Echte Demokratie gibt es ja nicht wirklich in Deutschland. Es sieht so aus. Aber wer trifft die Entscheidungen? Die Chancen am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen sind sehr ungerecht verteilt. Wer Geld hat, schickt seine Kinder auf Privatschulen, die Schere zwischen Arm und Reich klafft auseinander, die westlichen Demokratien verfügen über den Impfstoff, Afrika stirbt. Hier in Deutschland betreibt ihr den Kult des Individuums. Da mische ich euch ein wenig auf. Jetzt ist Solidarität gefordert.
Genau, sagt Carl. Nicht nur deinetwegen sterben die Menschen in Afrika. Wir haben insgesamt zu viele Menschen auf der Erde. Wir können nicht alle retten. Evolution eben. Und die wirkliche Macht haben, sind drei Musketiere: Musk, Bezos und Gates auf dem Zuckerberg, sind an der Menschheit nicht interessiert. Sie bestimmen, wer überlebt und wie wir leben. Spieler mit viel Geld entscheiden über die Zukunft. Da bist du, er winkt der Kellnerin, lediglich ein kleines Licht, Corona. Entschuldigung. Er zuckt mit den Schultern und bestellt einen Cappuccino.  In dieser Spielerlogik sind wir alle gefangen und kleine Spieler geworden, die denken, alles im Griff zu habe. Selbstoptimierer! Diese Wachstumsideologie ist an ihre Grenzen gestoßen. Die internationale Verknüpfung, der sinnlose Warenverkehr über Kontinente hinweg, zerstört die besondere Kraft der Natur, sich regenerieren zu können. Und diese Schwäche nützt dir und den anderen Migranten, zischt er, sicher spaßig gemeint, Corona zu.
Carl, das war nicht unser Thema sage ich.  Doch, doch, ich finde das richtig was Carl sagt. Corona beugt sich über den Tisch, Carl zugewandt. Die Natur ist aber nicht schwach geworden. Die Bedingungen verändern sich vorübergehend. Die Erde ist ein lebender Organismus. Die Natur ist so stark, dass sie alles überleben wird. Seht mich an. Ihr kommt nicht gegen mich an. Ich bin die Natur, lächelt Corona. Eine schöne dazu findet Carl, aber gefährlich wie jede schöne Frau. Ihr seht lediglich das kurze Anthroprozän fährt Corona fort. Viele Menschen erkennen den Zusammenhang zwischen Konsum von Ressourcen aller Art und Klimawandel. Aber höchstens 30 Prozent sind bereit, entsprechend zu handeln, denke ich. Freie Fahrt für freie Bürger. Und Carl, sie beugte sich weiter vor und ließ ihr Haar ins Gesicht fallen, du denkst ich bin eine Frau? Woher willst du das wissen? Sie lacht Carl schallend aus. In deinem Alter sieht man nur, was man sehen will. Rentnerdiskriminierung konterte Carl. Er strengt sich an, cool zu bleiben. Generationsegoismus, werfe ich ein. Leben im Hier und Jetzt schlage ich vor. Das könntest du morgen bereuen, wirft Corona ein. Nein, du musst dich entscheiden. Leben im Hier und jetzt, schön und gut. Aber jedes Eichhörnchen weiß, wie das ausgeht. Die Frage ist, ob sich die Evolution, also genau gesagt das Überleben der Menschheit demokratisch weltweit steuern lässt. Damit ist nicht dein Überleben gemeint, Carl. Etwas Größeres. Oder sollte man alle Entscheidungen einer künstlichen Intelligenz überlassen. Einer KI, die intelligent programmiert ist.
Ein Gedanke, ja ein Gedanke, stimmt Carl zu. Ein Gedankenspiel zum Glück. Wie soll die KI programmiert werden? Alle Beschlüsse der Klimakonferenzen zusammenpacken? Alle Forderungen? Wer kontrolliert? Organisation in einer Art Blockchain? Diktatur! Ruft Carl.
KI oder ich entscheidet!, wirft Corona ein.
Ich denke das nützt nichts. Ich habe etwas über den Fotografen Sebastiao Sagaldo gelesen. Ein weiser alter Herr. Sagaldo fotografiert Menschen in Extramsituationen, dokumentiert das Industriezeitalter. Seine Frau und er engagierten sich gegen die Militärdiktatur. Sonst immer unterwegs wo die Lebensumstände schlimm waren. Angola, Mozambique, Afrika sowieso. Er hat den Anschlag auf Ronald Reagan fotografiert.
War das nicht ein Western?, fragt Carl.
Mach das mal jetzt nicht kaputt, sage ich. Woran bin ich mit Carl eigentlich?
Jedenfalls solltet ihr seinen Film „Das Salz der Erde“ mal ansehen. Ein Blick in die Tiefe und leere Seelen. Unbedingt mal ansehen. Er ist nah dran am Menschen gewesen und hält ihn für die schlimmste Kreatur auf Erden. Überflüssig. Corona, ein guter Gedanke. Warum sollte dann eine KI den Menschen retten? Wofür?
Sagaldo würde dir gefallen, Corona. Wie du geht er davon aus, dass sich die Natur erholen wird. Ohne Gier und ohne Gewalt der Gewalt wegen. Die Viren sind stärker als der Mensch. Schneller. Und wenn der Regenwald abgeholzt ist, werden immer mehr Viren kommen.
Und was für welche, kündigt Corona an.
Carl meint, lakonisch, lass uns doch gleich sterben. Allerdings jetzt noch nicht. Ich finde die Menschheit auch überflüssig. Das würde eine künstliche Intelligenz auch ausrechnen. Aber können wir das nicht ein wenig verschieben?
Zeit spielt keine Rolle, findet die Schöne Corona. Für mich ist es außerdem sehr angenehm hier, eine wirkliche Willkommenskultur. Ich kann mich ungehindert breit machen. Mich ausbreiten. Schade, dass es so eisig draußen wird. Im Café können wir uns wohl die nächsten Monate nicht mehr treffen. Wir sind bereits wieder so viele Coronas.
Auf wessen Seite bist du eigentlich? Du trinkst hier den Kaffee mit uns und drohst uns? Fragt Carl.
Beides ist möglich, nickt die Schöne Corona, schiebt ihren Stuhl zurück und wendet sich zur Tür.  Ich muss meine Tanten aus Südafrika begrüßen. Danke für die Einladung, winkt sie im Hinausgehen.